Reisebericht Norwegen 31.5.-10.6.2018
Abfahrt in Heimenkirch als einziger Passagier morgens um 1.30 Uhr meines 79. Geburtstages. Zusammenführung mehrerer Busse aus Oberschwaben und dem Allgäu in Ulm, alle 44 Schäflein der Holdenriedgruppe versammelt. Fahrer: Herr Kaspar, kurze Begrüßung, meine Flasche Geburtstags Williams kam gut an, die Trinkfestigkeit der Herrschaften ist garantiert, auch früh morgens.
bis Kassel läuft alles glatt, da im Süden der Republik Fronleichnam = Feiertag = lkw-fahrverbot, im Norden kein Feiertag, also lkw-terror + Baustellen.
Ankunft in Hamburg bei 31 Grad um 18.30 statt um 14 Uhr. Große Besorgnis der meist betagten Herrschaften, das Schiff könnte schon losgefahren sein.
einchecken mühsam, nassgeschwitzt, Abendessen eingeteilt für 18 Uhr, Koffer natürlich noch nicht in der Kabine, Improvisation ist gefragt, was den deutschen im allgemeinen nicht liegt.
ablegen wie geplant um 20 Uhr. majestätisch, wie das riesenschiff ruhig die Elbe Richtung offenes Meer gleitet.
am nächsten Tag ohne halt auf See, ruhiges Meer, erstes treffen mit einigen aus der gruppe, die Ängste und Befürchtungen haben sich gelegt.
erste Erfahrungen an Bord, 5000 Personen auf engstem Raum, Kabinen ok, Verpflegung gut, personal freundlich, wenn auch nur sporadisch deutschsprachig, was für viele deutsche, die ja alle so gerne denglisch daherkommen, ein Problem darstellt.
viele Italiener (der Konzern msc ist eine italienische Firma!) und Franzosen an Bord, auch Spanier und Portugiesen.
das Leben an Bord abwechslungsreich für Leute, die Paket Buchungen vorgenommen haben, z.b. für Getränke, Restaurants, Gymnastik, Wellness, Veranstaltungen, Internet, Ausflüge u.a.m. – wer keine Pakete gebucht hat, bezahlt für jedes extra empfindliche Beträge: ein Getränke Paket kostet z.b. € 26 pro Kopf und Tag, also für ein paar und 10 tage € 720, da muss tüchtig konsumiert werden, um die kosten hereinzuholen…
allgemein beobachtet: überwiegend paare zwischen 65 und 90 Jahren, viele behindert, meistens übergewichtig bei bestem Appetit, vergnügungssüchtig nach dem Motto: wer weiss, ob ich den morgigen Tag noch erlebe, mit der logischen folge, dass es niemand wundern muss, wenn die Kamine der Krematorien explodieren…
am obersten deck auf der 16. Etage gibt es im freien einen markierten Rundlauf vom 333 Meter und zwei Whirlpool (kostenfrei!), ansonsten ist alles auf kommerzielle Nutzung konzentriert, jede Art von Kauf Möglichkeiten, Uhren, Konfektion, Kitsch…die Leute haben Zeit, wollen sich was gönnen, sind ausgabenfreudig, weg vom Alltag, möglichst dreimal am Tag am festlich gedeckten Tisch von freundlichstem personal umschwirrt mit immer nachgeschenkten gläsern dinieren. Motto: das haben wir uns doch redlich verdient…
Landschaft erwartungsgemäß schön, endlose buchten und Berg Formationen, ruhige See, trotzdem einzelne hysterische Damen, die seekrank werden…und allgemein große Enttäuschung, dass das monsterschiff nicht in die Fjorde reinfährt.
erster Stopp in Molde, ein nettes Städtchen, das die landgänger mit Blaskonzert und norwegischer Folklore empfängt.
nach 10 Stunden dampft der Koloss unaufhaltsam weiter nach Norden, die Temperaturen sinken, von über 30 Grad in Hamburg bis 5 Grad und starken Winden Richtung Nordkap. Stopps in Hönningsvag, Tromso und schließlich zum nördlichsten Punkt Europas, dem Nordkap.
der Land Ausflug: ein schlechter Witz, € 95 für eine 45-minütige Busfahrt ohne Erläuterungen, ein Spaziergang mit einem ausgestopften und einem lebendigen angepflockten rentier und der statistischen Markierung der angeblich nördlichsten Stelle des Kontinentes durch irgendeinen Architekten Schnickschnack und zurück mit dem Bus.
zurück in südlichere Gefilde, Riesentfernungen auf friedlicher See, immer wieder schöne ausblicke, manchmal mit Sonne und gutem licht, nette kleine Städtchen, bemerkenswert Trondheim mit einer gotischen Kathedrale, die man in Norwegen nicht erwartet und
Alesund, das nach einem verheerenden Brand vor ca. 120 Jahren mit deutschem Spendengeld, initiiert durch Kaiser Wilhelm II., in schönstem Jugendstil wieder aufgebaut wurde, ein auch mal positiver Akzent, ansonsten die deutschen im zweiten Weltkrieg fast alle norwegischen Städte an der Atlantik Küste zerstört haben…
zurück in Hamburg am 10. 6., Sonntagmorgen, frühes Frühstück, Ausschiffung ab 8 Uhr, das übliche Chacos, bis 5000 Leute ihre Koffer in der großen Empfangshalle herausfischen und schließlich zum Flugplatz, Bahnhof, zu ihren PKWs oder Bussen gefunden haben.
die Rückfahrt im Bistro Bus der fa. kommit, im Vergleich zur hinfahrt problemlos, da echter, in ganz Deutschland gültiger, lkw-freier Sonntag.
Ankunft in Heimenkirch als letzter Passagier um genau Mitternacht, wo meine Hausleute mein Auto abgestellt hatten, so dass ich ohne Probleme nach Hause fahren konnte.
